Sie sind hier: Wissenswertes Schlagwaffen

Odontodactylus scyllarus bearbeitet eine Krabbe mit seinen Schlagwaffen.

Die zweiten Beinpaare haben sich zu tödlichen Waffen entwickelt. Damit ist es für Schmetterer ohne grosse Probleme möglich selbst härteste Krabbenpanzer zu zertrümmern. Die Bewegung der Keulen gehört zu den schnellsten Bewegungen im Tierreich und ist mit dem bloßen Auge nicht zu erkennen! Ein großes Exemplar, wie Odontodactylus scyllarus bringt es auf eine Geschwindigkeit von 23 m/sec. Das Tier bringt es auf eine Schlagkraft von bis zu 5 Kg innerhalb weniger Millisekunden. Das Opfer wird mit einer Wucht, vergleichbar mit einer Kaliber 22 Kugel, getroffen. Das ist aber noch nicht alles. Durch die enorme Geschwindigkeit entsteht nach dem Aufprall ein starker Unterdruck. In diesem "Loch im Wasser" bilden sich kleine Blasen aus Wasserdampf, die rasch wieder kollabieren und dabei eine intensive Schockwelle produzieren. Diese ist etwa halb so stark wie der eigentliche Hieb, kann aber in einigen Fällen ein vielfaches stärker sein.

Wie ist das möglich?
Dazu sehen wir uns die Schlagwaffe (Dactylus) mal genauer an.

Dactylus eines Fangschreckenkrebses Grafik (c) by T. Grohrock

Sklerit

Durch normale Muskelbewegung wäre eine derartige Beschleunigung der Raubbeine nicht möglich. Um diese enorme Geschwindigkeit zu erreichen sind 4 Muskeln nötig. 2 mächtige Streckmuskeln (Lateral und Medinal Extensor) verlaufen von der Hinterseite des Merus und sind im Carpus befestigt. Diese sind allein für das vorschnellen des Raubbeines verantwortlich. 2 weitere deutlich schwächere Beugemuskeln (Lateral und Medinal Flextor) sind an einem L-förmigem Knickgelenk (Sklerit), das zwischen Merus und Carpus ist, angesetzt. Das Besondere an dieser Konstruktion ist, das durch Anspannen der Beugemuskeln dieses Gelenk in eine Vertiefung des Carpusgelenkes einrastet und dadurch arretiert wird. Das vordere Raubbeinbglied (Prodopus) wird so in seiner Position festgehalten während sich die Streckmuskeln im Merus zusammenziehen und wie eine Feder vorgespannt werden. Das Ergebnis ist die Entwicklung einer sehr grossen Menge potentieller Energie.

Sattelstruktur

Diese gebündelte Energie wird urplötzlich befreit wenn sich die Beugemuskeln entspannen und die Arretierung freigeben. Das Ergebnis ist mehr als Beeindruckend. Das Raubbein beschleunigt innerhalb von 4-8 Millisekunden auf bis zu 80 Km/h und das unter Wasser. Diese Bewegung ist eine der schnellsten Bewegungen im Tierreich. Wie die Schlagwaffen diese extreme Beanspruchung aushalten ist noch ungeklärt. Jedoch muss sich das Tier öfter häuten um die Waffen zu überholen.

Im Propodus befinden sind noch 2 weitere Muskeln die für das Öffnen und Schliessen des Dactyl verantwortlich sind. Diese Funktion ist für Speerer sehr wichtig, aber auch Schmetterer können den Dactyl beim Fangschlag ausklappen und so weiche Beute wie Garnelen regelrecht aufspiessen.