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G. ternatensis mit einem Eipaket.

Mit sehr viel Aufwand ist es schon gelungen einige Fangschreckenkrebsarten (speziell Schmetterer) nachzuzüchten. Dafür ist eine sehr spezielle Methode notwenig und das ist nicht mal das schwierigste was man bewältigen muss. Viel schwerer ist es ein geeignetes Zuchtpaar zu finden das sich nicht gleich umbringt. Männchen und Weibchen einer Art über den Handel zu bekommen ist nahezu unmöglich, aber wenn man viele Fangschreckenkrebse bestellt hat man mal Glück und es ist genau das dabei was man sucht. Hält man das Paar dann zusammen in einem Becken wird das meistens ein Tier nicht überleben und die Suche geht von vorne los. Spätestens bei der Häutung wird es angegriffen und gefressen, deshalb sollte man äusserst Vorsichtig vorgehen. Als praktikable Lösung ist deshalb ein Becken mit herausnehmbarer Trennwand geeignet, denn nur zu einem bestimmten Zeitpunkt sollte man die Tiere zusammen lassen. Diesen genauen Zeitpunkt zu finden ist äusserst schwierig und geht meistens schief. Mit einer von mir etwas verbesserten Methode, die ich weiter unten ausführlich beschreibe, hatte ich den Erfolg und konnte schon öfter 2 Fangschreckenkrebse verpaaren. Leider hat es bei mir mit der Aufzucht noch nicht ganz geklappt, aber ich bin zuversichtlich das es irgendwann klappen wird.

Geschlechtsunterschiede

Fangschreckenkrebse sind getrennt geschlechtlich und man kann die unterschiede eigentlich sehr gut erkennen. Bei manchen Arten wie Gonodactylus ternatensis z.B. ist es noch einfacher Männchen und Weibchen zu unterscheiden. Die Antennensegel und Uropoden dieser Art sind bei den Männchen immer blau, während sie bei den Weibchen orange oder gelb bis grün sind. Bei anderen Arten muss man das Tier etwas genauer anschauen um den unterschied zu erkennen. Ein seitliches Foto zeigt auch meistens die Geschlechtsorgane der Männchen die sich zwischen den dritten Beinen befinden. Diese 2 länglichen Fortsätze sind in etwas ein drittel so lang wie die eigentlichen Beine. Auf dem nachfolgendem Foto ist das sehr gut zu erkennen.

Männchen. Die zwei länglichen Fortsätze zwischen den dritten Laufbeinen sind sehr gut zu erkennen.   Weibchen. Die Geschlechtsorgane befinden sich zwischen den ersten Laufbeinen und heissen Gonoporen.  

Fortpflanzung

Kurz vor der Häutung produziert das Weibchen Sexuallockstoffe. Nach vollzogener Häutung und kurzem Paarungsritual erfolgt die Kopulation quasi in Missionarsstellung. Das Männchen wird nach getaner Arbeit verjagt. Es gibt aber ein paar Arten die ständig mit demselben Partner zusammen leben. Die Weibchen können außerdem das männliche Sperma mehrere Monate speichern und so auch Nachkommen produzieren wenn kein Männchen in der Nähe ist. Allerdings nicht über eine Häutung.
Die ausgestoßenen Eier (bis zu 40000 Stück bei Speerern) werden vom Weibchen mit einem Sekret zu einem Eipaket verklebt und zwischen den Scherenbeinen getragen. Durch ständiges wenden wird das Eipaket belüftet und so vor Verpilzung geschützt. Nach etwa 3 Wochen (kommt auf die Art an) schlüpfen die Larven und bleiben noch eine Woche bei der Mutter in der Höhle. Dort ernähren sie sich vom Dottersack und häuten sich 2 mal. Mit dem vierten Larvenstadium werden die Larven phototrop und verlassen sie die Höhle. Sie schwimmen ins Freie um sich von Zooplankton zu ernähren. Nach etwa 3-4 Wochen (kommt auf die Temperatur und Art an) wandeln sie sich ins postlarvale Stadium um und besiedeln die Riffbereiche. Im Aquarium sterben die Larven 1-2 Tage nach dem sie ins freie schwimmen mangels Futter ab.

Verpaarung

Gonodactylaceus falcatus Larve

Ich halt die Paare zusammen in einem Becken das mit einer Trennwand ausgestattet ist. In dieser undurchsichtigen Trennwand ist eine kleine durchsichtige klappe, die man öffnen oder schliessen kann. So kann man bestimmen wann die Tiere zusammen gelassen werden. Durch viel Beobachtung der Tiere findet man schnell raus wann der beste Zeitpunkt ist. Anfangs werden sich die Tiere wenn sie sich durch die Klappe sehen gegenseitig androhen und auch versuchen aufeinander einzuschlagen. Ist der richtige Zeitpunkt gekommen und das Weibchen sendet ihre Sexuallockstoffe aus, wird das Männchen sehr aktiv und versucht immerwieder auf die andere Seite zu kommen. Auch das Weibchen droht dem Männchen nicht mehr. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt um die Klappe zu öffnen und die beiden zusammen zu lassen. Unter Aufsicht lässt man der Natur ihren lauf. Ein G. falcatus Männchen hatte es mal wohl sehr nötig und hat die komplette Klappe zertrümmert um zu der Angebeteten zu kommen. Nach dem Paarungsritual sollte man die beiden wieder trennen.

Aufzucht

Fangschreckenkrebslarven.

Nachdem die Larven die Höhle der Mutter verlassen, kann man sie mit einer Pipette absaugen und in das Zuchtbecken überführen. Hier fangen die Probleme an, denn die kleinen Larven sind sehr kanibalistisch veranlagt und fressen sich gegenseitig. Deshalb muss man jede Larve einzeln in einem separaten kleinen Becken aufziehen. Ich hab mir aus den gelben Überraschungseier Verpackungen viele kleine Einzelbecken gebastelt und die Larven darin untergebracht. Jetzt weiss ich endlich für was ich diese Dinger brauchen kann. Das ganze steht in einem grösserem Becken das im Kreislauf der Anlage angeschlossen ist. Durch kleine Löcher (1mm) in den Minibecken strömt frisches Wasser automatisch nach wenn man mit einer Pipette das alte Futter entfernt. So kann man auch einfach mehrmals pro Tag einen Wasserwechsel machen.
Die Larven wurden mit frisch geschlüpften Artemia Nauplien gefüttert und hielten so über eine Woche durch. Sie haben schon die gleichen Fangwerkzeuge wie grosse Fangschreckenkrebse und setzten dies auch sehr präzise ein um Plankton zu fangen. Dadurch reduziert sich auch die Futtermenge die man geben muss, denn die kleinen gehen aktiv auf die jagt.
Dann hatte ich mangels Zeit nicht mehr die Möglichkeit die kleinen dreimal am Tag mit frischen Futter zu versorgen und sie starben nacheinander im laufe der zweiten Woche ab.

Gonodactylaceus falcatus Larve. Wie Ihre grossen Kollegen haben die kleinen schon Fangwerkzeuge die sie auch sehr präzise einsetzen.