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Wie man einen Fangschreckenkrebs füttert und mehr über das aussergewöhliche Verhalten der Tiere wird hier erläutert.

Fütterung

Treffer Ein knapp 5 cm kleiner Fangschreckenkrebse fühlte sich bedroht und rammte mir seine geöffnete Schlagwaffe in den Finger. Die Wunde ging bis zum Knochen.

Die Tiere nehmen Frostfutter meist problemlos an. Füttern kann man sie mit gefrorenen Sandgarnelen, Tiefkühlgarnelen (ungekocht), Krill, Stinte, Muscheln und anderen Frostfuttersorten. Man sollte immer mit einer Futterzange füttern. sonst kann das sehr schmerzhaft sein. Siehe Bild ---->
Achtung: Süßwassertiere sollte man nicht füttern.
Erstens kann man sich dadurch Keime einschleppen die dem Fangi gefährlich werden können und zweitens fehlt der hohe Anteil mehrfach ungesättiger Fettsäuren, die für die Gesundheit des Krebses sehr wichtig sind. Kleinere Exemplare geben sich mit Artemia und kleineren Frostfuttersorten zufrieden Die Tiere nicht sehr wählerisch wenn es um Nahrung geht. Man sollte abwechslungsreich und etwa alle 2 Tage dem Tier was zu fressen geben. Nicht zuviel füttern, sonst steigt das Risiko von Häutungsproblemen. Füttert man zu häufig das gleiche, kann es sein das der Krebs die angebotene Nahrung nicht mehr annimmt. Manchmal kann es auch sein das der Krebs nur eine Sorte Nahrung frisst und andere Nahrung nicht annimmt. Diese Vorliebe ändert sich aber mit der Zeit wieder! Frisst das Tier überhaupt nicht, ist es sehr wahrscheinlich das die Häutung kurz bevor steht. Wenn möglich sollte man Schmetterern ab und zu lebende Krabben oder Schnecken geben. Erstens trägt es sehr zur Gesundheit bei und zweitens ist es sehr beeindruckend den Fangi mal in Aktion zu sehen. Es ist sehr wichtig das der Krebs seine speziell entwickelten Schlagwaffen auch ab und zu einsetzten muss, sonst kann es passieren das sie sich zurück bilden. Speziell bei Odontodactylus scyllarus wurde das abwerfen der Schlagwaffen öfter beobachtet. Lebenden Krabben bekommt man bei einem Händler der lebende Steine importiert. Einfach mal nachfragen.

Achtung!!!

Der folgende Hinweis ist sehr wichtig. Niemals versuchen das Tier mit der Hand zu füttern, oder in das Becken fassen. Die Tiere sind unberechenbar und greifen blitzschnell an. Auch nicht mal testen wie weh es tut wenn das Tier zuschlägt. Ich kann aus leidvoller Erfahrung sagen das es extreme Schmerzen sind wenn man getroffen wird. Man stelle sind mal vor man Haut sich mit dem Hammer voll auf den Daumen und multipliziert das mal 10. Ich wurde mal von einem grossen Scyllarus getroffen und mein Finger war eine Woche nicht mehr zu gebrauchen. Das ist aber noch nicht das schlimmste. Es sind Fälle bekannt wo sich die Wunde infiziert hat und keine Antibiotika anschlug. Die Folge war das Körperteile amputiert werden mussten um eine Ausbreitung zu vermeiden.
Also, Hände raus aus dem Becken und nur mit Futterzange arbeiten.

Vergesellschaftung mit anderen Tieren

Fangschreckenkrebse sollten grundsätzlich alleine gehalten werden, aber man kann durchaus mehrere Arten in einem Becken halten. Dann ist es aber sehr wichtig das genügend Höhlen vorhanden sind und das Becken gross genug ist. Allerdings sollte man nur die Arten welche die Wohnhöhle so gut wie nie verlassen (Gonodactylellus annularis o. Haptosquilla glyptocerus) zusammen in einem Becken halten. Bei den anderen Arten mag es längere Zeit gut gehen, aber meistens wenn sich ein Tier häutet wird es von dem anderen getötet. Das gleiche gilt wenn man versucht Männchen und Weibchen zusammen zu halten. Die Vergesellschaftung mit anderen Krebstieren, Schnecken oder Garnelen ist nicht zu empfehlen. Weichkorallen sind dagegen kein Problem, solange sie fest verwachsen sind. Auf Steinkorallen muss man verzichten, denn die Tiere könnten diese ohne Probleme zertrümmern. Es gibt ein paar Becken in dem Fische mit einem Fangschreckenkrebs zusammen gehalten werden. Sind die Fische größer als das Tier ist das meistens kein Problem. Allerdings gibt es keine Garantie das es länger gut geht.

Allgemeines Verhalten

Einige Schmetter Fangschreckenkrebse habe ein sehr interessantes Verhalten. Die Wohnhöhle wird sehr sorgfältig ausgesucht und eingerichtet. Dabei werden meistens 2 Ausgänge angelegt und die restlichen Löcher sorgfältig mit Algen, Korallen und sonstigem Material verschlossen. Dabei benutzen sie ihre Keulen regelrecht als Hammer um die Trümmer festzunageln. Zu große Trümmer werden mit großer Präzision zurecht geklopft. Ist die Zeit der Häutung gekommen, verschließen sie die Höhle komplett und kommen erst wieder raus wenn die Häutung vollzogen ist. Auch wird nachts bei manchen Arten die Höhle sehr sorgfältig verschlossen. Mein G. chiragra war jeden Tag ca. eine Stunde damit beschäftigt die Höhle für die Nachtruhe zu verschließen. Das Tier dabei zu beobachten war sehr spannend. Es wurde Stein auf Stein aufgeschlichtet und mit Sand verkittet. War ein Teil etwas zu groß und passte nicht rein verschwand der Krebs kurz in der Höhle und man hörte 2 bis 3 Schläge und dann passte der Stein wie angegossen in das Loch. Dieses Schauspiel schaute ich mir sehr gerne an.
Speerer graben sich Röhren in den Sandboden. Dabei vermischen sie den Sand mit einem Sekret um so eine feste Röhre zu bilden. Der Bau kann mehrere Meter lang sein und hat meistens 2 senkrechte Eingänge die nicht viel breiter sind als das Tier selbst. Dort sitzt der Krebs und lauert auf Beute. Dabei schauen nur die Augen und die eingeklappten Fangarme heraus. Die Wohnhöhle wird so gut wie nie verlassen.

Jagdverhalten

Gonodactylellus viridis So sieht es aus wenn die Tiere in der Höhle sitzen und auf Beute lauern.

Die Tiere sind meistens in der Höhle und liegen auf der lauer. Mit ihren hoch entwickelten Augen beobachten sie alles was ausserhalb der Höhle vor sich geht. Erspähen sie ein potenzielles Opfer und kommt es in Reichweite analysieren sie es durch kurzes antippen mit ihren Antennen und schlagen dann blitzschnell zu. Den eigentlichen Fangschlag kann man nur mit Hochgeschwindigkeitskameras sichtbar machen. Das Opfer wird entweder von dem direkten oder indirekten Treffer KO geschlagen und in die Höhle gezogen, wo es dann gefressen wird. Auch indirekte Treffer zeigen durch das Phänomen der Kavitation eine grosse Wirkung. Das Opfer ist eine Zeit benommen und ist somit leichte Beute für den Krebs. Bei Krabben wissen sie anscheinend wo die verwundbare Stelle liegt und versuchen die Krabbe auf den Rücken zu drehen. Vorher werden mit exakt gezielten Schlägen die Scheren der Krabbe abgeschlagen. Das Knacken des Krabbenpanzers ist mit ein paar gezielten Schlägen erledigt.
Einige Arten wie Pseudosquilla ciliata z.B. verlassen die sichere Wohnhöhle sogar um aktiv auf die Jagd zu gehen. Dabei schleichen sie sich wie Katzen an potenzielle Opfer um sie dann zu überraschen. Durch die langsame Bewegung und die gute Tarnung sind sie beim Anschleichen praktisch nicht zu erkennen. Die im Sandboden lebenden Speerer haben eine einfachere Taktik Sie verlassen sie sich aussschliesslich auf die Augen und ihre Schnelligkeit. Beute die über oder seitlich der Wohnröhre vorbei schwimmt wird in atemberaubendem Tempo mit den dornenbesetzten Fangarmen gefangen.

Kampfverhalten

Odontodactylus scyllarus Der Krebs findet die Kamera als sehr störend und zeigt seine beeindruckende Drohhaltung.

Fangschreckenkrebse sind Einzelgänger die ihr Territorium und ihre Wohnhöhle verteidigen. Kommt ein Kontrahent in die Nähe, richten sich die meisten Arten zunächst auf und spreizen die Raubbeine weit auseinander. Der nun gut sichtbare Meral Spot signalisiert dem Eindringling: "Achtung, hier bin ich, komm mir nicht zu nahe". Zeigt die Drohgebärde keine Wirkung, kommt es zum Kampf. Hat ein Tier sich erst frisch gehäutet geht es mit Sicherheit diesem Kampf aus dem Weg und sucht das Weite, denn der Panzer ist noch sehr weich und würde die Schläge nicht aushalten. Das Kampfverhalten der Fangschreckenkrebse läuft eigentlich immer nach folgendem Muster ab. Der Angegriffene dreht sich auf den Rücken, streckt dem Angreifer das Telson entgegen und erwartet den ersten Schlag. Das Telson ist sehr gut gepanzert und neben den Schlagwaffen das stabilste Körpersegment eines Fangschreckenkrebses. Schlägt ein Tier zu wird durch die spezielle Haltung das Krebses der Schlag sehr stark abgefedert und kann das Tier nicht verletzen. Anschließend geht der Angreifer in die Verteidigungsstellung. Das wird solange fortgesetzt bis einer genug hat und den Rückzug antritt. Die Krebse setzen ihre Waffen beim Kampf aber nicht mit voller Kraft ein, denn sonst würde das mit Sicherheit jedes Mal mit dem tod eines Tieres enden. Es gibt aber einige Arten die weitaus aggressiver gegenüber Artgenossen sind und versuchen den Eindringling durch Schläge auf den Kopf zu töten.

Krankheiten

Gonodactylaceus ternatensis mit einer missglückten Häutung. Das endet immer mit dem Tod des Tieres.

Die häufigste Todesursache bei Fangschreckenkrebsen sind Häutungsprobleme. Deshalb ist sehr wichtig das Tier nicht zu stören wenn es die Höhle verschließt um sich zu häuten. Auf keinen Fall einen Wasserwechsel machen wenn sich das Tier häuten will. Auch wenn das Tier ein paar Tage nicht zu sehen ist, niemals die Höhle öffnen und nachsehen. Gibt es Probleme bei der hochkomplizierten Angelegenheit, verendet das Tier. Deshalb auch die Wasserwerte stets im Auge behalten.
Größere Arten wie O. scyllarus leiden häufig an Schalenkrankheit. Hauptsächlich werden ältere Tiere betroffen, da sie sich nicht mehr so oft häuten. Diese durch Pilzbefall und Bakterien ausgelöste Krankheit greift die Schale der Tiere an. Die genaue Ursache ist noch nicht bekannt. Zu erkennen ist sie an brauen rostartigen Flecken auf dem Körper die sich durch das Außenskelett fressen. Das Tier wird dadurch stark geschwächt und kann sich nicht erfolgreich häuten. Ist die Krankheit noch nicht weit fortgeschritten und das Tier häutet sich, kann es diese Krankheit praktisch ablegen und sich erholen. Stellt man diese Krankheit fest, sollte man reichlich füttern, das Futter mit Vitaminen (Selco) anreichern und auf beste Wasserqualität achten. Die Häutungsreste sollten auf alle Fälle aus dem Becken entfernt werden, das der Krebs sie nicht fressen kann und erneut befallen wird. Ein UV-Klärer ist hilfreich und verlangsamt den Krankheitsverlauf. Wichtig ist auch eine dunkle Höhle oder man reduziert die Lichtstärke.

Wichtig ist es die Schalenkrankheit möglichst früh zu erkennen. Nur dann kann man noch Maßnahmen treffen. Unten Sind 3 Bilder zu sehen. Das linke zeigt die Schalenkrankheit im Frühstadium. Man erkennt kleine Flecken auf dem Körper (mit Pfeil markiert). Das mittlere Bild zeigt das selbe Tier 4 Monate später mit der Krankheit im weit fortgeschrittenem Stadium. Das rechte Bild weitere 4 Wochen später, die Krankheit hat sich noch weiter ausgebreitet. Kurz darauf ist das Tier verstorben. Danke an Martin für die Bilder.